Innovative Landwirtschaft

Landrat Ihlenfeld unterwegs zu Betrieben im Zeichen der Nachhaltigkeit

Wie auch in den letzten Jahren schwang sich Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld in der STADTRADELN-Zeit wieder in den Sattel, um auf zwei Fahrradtourenfünf nachhaltige und klimafreundliche Betriebe im Landkreis zu besuchen. Auch die Ortsbürgermeister:innen, diverse Politiker:innen und STADTRADELN-Stars wurden eingeladen. Die zwei Klimaschutzmanagerinnen, die die Touren organisiert haben, und der Radverkehrsbeauftragte des Landkreises waren natürlich auch mit dabei.

Demeter-Betrieb Goyert: Klimawandel ist die größte Herausforderung

Die erste Radtour startete am Montag, den 11. Juli, um 10.00 Uhr am Demeter-Betrieb Neuhof Goyert in Altleiningen.

Herr Markus Goyert bereitete für die Radelnden einen schönen Frühstückstisch mit Eiern von den eigenen Hühnern und Brötchen aus der eigenen Backstube vor. Nach und nach kamen die Radtour-Teilnehmenden: Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld, der erste Beigeordnete des Landkreises Timo Jordan, die erste Beigeordnete der Ortsgemeinde Obrigheim Nicole Eicher, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Leiningerland Frank Rüttger, der Ortsbürgermeister Wattenheims und der erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Leiningerland Carsten Brauer sowie die Mitarbeitenden der Kreisverwaltung: die Klimaschutzmanagerinnen Lea Kraft und Natalia Koch und Referatsleiter Raimund Rinder.

Nicht alles lief glatt, der Ortsvorsteher von Hardenburg, Thorsten Brand, hatte auf dem Weg eine Panne und musste sein Fahrrad wegen einen platten Reifens den Rest des Weges zum Neuhof schieben. Für ihn hätte die Tour schon am Anfang zu Ende sein können, doch Herr Goyert kam ihm zu Hilfe und konnte mit seinen vielen Erfahrungen in der Reparatur von Sackkarren das Loch am Rad im Handumdrehen flicken. Man muss eben als Landwirt viele Fähigkeiten besitzen.

Beim gemütlichen Frühstück erzählte Herr Goyert von seinem Betrieb. Nach der Frage des Landrates über die Herausforderungen, vor denen er als Bio-Landwirt steht, fiel die Antwort ziemlich eindeutig. Die größte Herausforderung, vor der wir stehen, ist Klimawandel, sagte er. Man hat als Landwirt mit der Trockenheit und Hitze oder mit sich stark veränderndem Wetter zu kämpfen, so Markus Goyert. Aber auch die viele Dokumentationsarbeit und Bürokratie ist eine Herausforderung. Dennoch ist er gerne auf dem Land - Herr Goyert könnte sich nicht vorstellen, in einer Stadt zu leben, dann würde ihm die Ruhe des Landlebens fehlen.

Der Neuhof ist ein Familienbetrieb, der nach Demeter-Richtlinien bewirtschaftet wird. Das bedeutet: kein Einsatz von Giften, das Futter für die Tiere muss zu 70 % im eigenem Betrieb produziert werden, gedüngt werden darf nur mit Kompost und dem Mist der eigenen Tiere. Auf dem Neuhof gibt es daher eine Vielzahl an Produkten, die hier produziert werden: Eier, Fleisch (die Kälbchen dürfen neun Monate bei der Mutterkuh auf der Weide sein) und Gemüse. Es gibt eine eigene Backstube, einen Hofladen und eine Gärtnerei. Für die Kunden, die wenig Zeit haben, gibt es im Hof einen Eierautomaten, wo die frischen Eier jederzeit problemlos mitgenommen werden können.

Für die Politiker:innen gab es nach dem Frühstück eine kleine Führung zu den Gewächshäusern, den glücklichen Hühnern, bei denen auch die Bruder-Hähne leben dürfen und abschließend zu den wenigen Kühen, die sich derzeit Stall aufhalten. Die meisten Kühe standen allerdings auf der Weide.

Weingut Galler: Mit Piwis und Komedie für die Umwelt

Nach dem herzlicheren Abschied ging es weiter über die Landstraße zum Weingut Galler in Kirchheim. Zu diesem Stopp hat sich zudem Sarah Bitz, die Geschäftsführerin des Vereins Deutsche Weinstraße e.V. – Mittelhaardt, der auch im Projekt „Nachhaltiges Reiseziel“ tätig ist, dazugesellt. Das Ehepaar Katja und Ansgar Galler empfangen die Radelnden herzlich mit einem Glas Sekt, auch der gedeckte Tisch erwartete sie. „Es liegt uns sehr viel am Thema Nachhaltigkeit“, so Ansgar Galler. Sie haben sich entschieden, neue Wege zu gehen und neue, klimafreundliche Rebsorten anzubauen. Diese neuen pilzwiederständigen Rebsorten (Piwis) haben eine bis zu fünfmalbessere Klimabilanz, als herkömmliche Trauben. „Die Pflanzen müssen höchstens ein bis zwei Mal im Jahr gespritzt werden“, erzählte der überzeugte Winzer. Die innovativen Bio-Weine entstehen hier ganz ohne Einsatz von Schönungsmitteln. Im Weingut Galler findet man keinen gewöhnlichen Riesling, aber beispielsweise Sauvignac, den „Riesling von Morgen“, wie ihn Ansgar Galler nennt. Katja und Ansgar Galler verfolgen das Ziel, nachhaltigen Wein zu produzieren, da sie ihren Kindern eine intakte Natur überlassen möchten. Noch eine Besonderheit hat das Weingut, die sie deutschlandweit berühmt gemacht hat: die Comedy-Weinproben mit Tim Poschmann. Von jedem verkauften Weinpaket spendete Galler 10 Euro an das Boulevardtheater Deidesheim, die Stammbühne von Schauspieler Tim Poschmann, das es in der Corona-Zeit schwer hatte. Tim Poschmann tritt mittlerweile auch, nachdem es wieder möglich geworden ist, live bei Galler auf.

Mandelhof Oberholz: Köstlichkeiten aus der Region

Die dritte Station der ersten Radtour befand sich in Freinsheim. Der Weg mit Fahrrad dorthin war genauso schnell, wie mit dem Auto, berichteten die Radfahrenden. In Freinsheim wurden die Politiker:innen und die Verwaltungsmitarbeitenden von der Familie Oberholz empfangen, die mit dem Mandelhof die Region für den Anbau von Mandeln und anderen Früchten nutzen. Der Landrat freute sich, mehr über den Mandelanbau in seinem Landkreis zu erfahren. Mandeln sind laut Familie Oberholz eine sehr nachhaltige Kultur, da sie unserem Klima hier in der Pfalz angepasst ist, die Mandelbäume nicht bewässert werden müssen und bis jetzt noch nie gespritzt wurden mussten. Familie Oberholz macht im Betrieb alles selbst, vom Bau der Produktionshalle bis zur Ernte und fast alles ist Handarbeit. Außer Mandeln gibt es auch Obstbäume und selbst produzierte Säfte. Auf dem Tisch warteten verschiedene Mandelerzeugnisse und Obst auf die Radelnden: Mandelkuchen, Marzipan, Mandeln mit Gewürzen, Mandelkekse und eigene Zwetschgen und Aprikosen. Der Weg zurück zu der Kreisverwaltung verging wie im Flug und der Landrat freute sich schon auf die nächste Tour.

Weingut Pfeffingen: Nachhaltigkeit in jedem Detail 

Die zweite Tour startete am Donnerstag, den 14. Juli, um 10.00 Uhr vor dem Kreishaus. Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld, der erste Kreisbeigeordnete Timo Jordan, Birgit Groß – Kreistagsmitglied, Mitglied im Meckenheimer Gemeinderat sowie im Verbandsgemeinderat, der Ortsbürgermeister von Ruppertsberg Heiner Weisbrodt, die Klimaschutzmanagerinnen Lea Kraft und Natalia Koch und Marcel Kämmer, der Radverkehrsbeauftragte des Landkreises starteten die Tour zu dem ersten Ziel: Weingut Pfeffingen in Ungstein.

Die Tradition des Weinguts geht bereits 400 Jahre zurück - die alte Kirche, in der der Weingut sich befindet ist ähnlich gebaut wie das Rathaus in Bad Dürkheim. Das Markenzeichen des Weinguts – das Einhorn – stammt von einem alten Familienwappen.

Das Weingut Pfeffingen zeichnet sich dadurch aus, dass es die Nachhaltigkeit in jedem Bereich des Betriebes integriert hat, vom nachhaltigen Klebeband bis zur PV-Anlage auf dem Dach. Seit Januar 2022 produzieren sie eigenen Strom und haben mit einem zusätzlichen Batteriespeicher und einer Ladestation für E-Autos eine optimale Nutzung der gewonnenen Energie gewährleistet, erzählte Jan Eymael stolz. Während die Politiker:innen an einem hervorragenden Sekt nippten, erzählte Jan Eymael von verschiedenen Innovationen, die er und seine Familie in dem Traditionsweingut eingeführt haben. Bereits seit dem Jahr 1995 sammeln sie mit zwei großen Zisternen (Inhalt: 30.000 Liter) das Regenwasser, allerdings sind die Zisternen in diesem Jahr bereits aufgrund der großen Trockenheit leer.

Wahrscheinlich wird es in Zukunft nicht mehr ohne zusätzliche Bewässerung der Jungreben gehen, so die Einschätzung von Herrn Eymael. Doch auch dafür wurde bereits mit einer Anlage für Tröpfchenbewässerung vorgesorgt, die ab diesem Jahr eingesetzt werden kann. Das Weingut Pfeffingen ist FAIR´N GREEN zertifiziert, wirtschaftet also nachhaltig. In diesem Sinne liegt Herrn Eymael auch eine gute Behandlung der Mitarbeiter:innen am Herzen – bei ihm hat bisher noch keiner der Mitarbeitenden gekündigt.

Nach dem Sekt, Kaffee und Brezeln bekamen der Landrat und die Politiker:innen eine Führung durch den Weinkeller. Das Thema Nachhaltigkeit hat überall seinen Einfluss genommen: der Weinkeller wird nur mit Wasser, ohne den Einsatz von Chemikalien gereinigt und es werden Leichtglasflaschen verwendet, da über die Hälfte des CO2-Ausstosses im Weinbau auf die Weinflaschen fällt. Nachdem die Radelnden die vielen schönen Facetten des Weinguts Pfeffingen kennenlernen durften, war es an der Zeit weiter zu ziehen.

Am einem Zwischenstopp bei Forst stießen der Ortsbürgermeister der Gemeinde Niederkirchen Stefan Stähly und der STADTRADELN-Star der Verbandsgemeinde Deidesheim Karin Mühleisen zu den Radelnden dazu.

Teegärtnerei Schönfeld: hochwertiger Tee aus der Pfalz

Der nächste Stopp war bei der Teegärtnerei Schönfeld geplant, doch Herr Weißbrodt, der Oberbürgermeister von Ruppertsberg hatte eine Überraschung auf dem Dorfplatz von Ruppertsberg vorbereitet. Die Kinder der Kath. Kindertagesstätte St. Martin – Ruppertsberg begrüßten den Landrat und die Politiker:innen mit Luftballons und einem Willkommensplakat bei sich im Ort und waren sehr neugierig darauf, welche Aufgaben Herr Ihlenfeld im Landkreis hat. Außerdem durfte Herr Ihlenfeld für die Kinder seine Radfahrkünste demonstrieren. An diesem Stopp wurde die Runde der Politiker:innen noch größer, denn der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Deidesheim Peter Lubenau und der Stadtbürgermeister von Deidesheim Manfred Dörr kamen dazu. Nach der entzückenden Begrüßung der Kinder durften die Tour-Teilnehmenden den Blick in die Betriebsabläufe der Teegärtnerei Schönfeld werfen. Christian Weiß und seine Frau Jessica Schönfeld, die ihre kleine Tochter auf dem Arm hatte, empfingen die Gäst:innen mit kühlem Eistee und gaben einen Einblick in die Verarbeitung der Kräuter sowie die Produktion der Tees. Anschließend gab es für die Teilnehmenden die Möglichkeit, einige der Tees in einer kleinen Teeprobe zu probieren. Der Betrieb ist einzigartig und schon in ganz Deutschland bekannt. Es sind über 30 Kräuter, die hier angebaut werden. Ein Traum von Frau Schönfeld ist es, in Zukunft auch grünen Tee anzubauen. Der Betrieb ist klein, aber sehr besonders - viele Maschinen sind selbst gebaut, manches sogar selbst erfunden und speziell auf die Kräuter angepasst. Geerntet wird mit einer Maschine für Pflücksalate, aber vieles ist trotzdem Handarbeit, zum Beispiel die Ernte der Blüten. Auch hier wird auf die Nachhaltigkeit geachtet. Naturnahe Feldwirtschaft mit so wenig Bewässerung wie möglich und ein hoher Qualitätsanspruch zeichnen die Schönfeld-Teegärtner aus.

Im Betrieb roch es minzig-würzig, der Wasserkocher erwärmte das Wasser bis 90 Grad und ließ die aufgegossenen Tees ganz besonders aromatisch schmecken. Die Telnehmenden der Tour probierten zum Beispiel zum ersten Mal den Hanftee, welcher mild nach Kräutern schmeckte. In dem alten Häuschen, in dem die Tees abgefüllt und verpackt werden, wurden schon Renovierungsarbeiten durchgeführt. Dort erzählte Christian Weiß von der Art der Verpackung und Vermarktung. Beendet wurde die Tour von einem Lied des Ruppertsberger Bürgermeisters Heiner Weisbrodt, der dafür extra eine Gitarre mitgebracht hatte.

Der Landrat, die Politiker:innen und Mitarbeitenden der Kreisverwaltung waren beeindruckt von den nachhaltigen regionalen Betrieben des Landkreises und freuten sich, dass es bei uns so tolle Menschen gibt, die sich stark für die Umwelt machen. „Durch die vielen interessanten Gespräche und Eindrücke konnte ich das Thema „Nachhaltigkeit“ in der Landwirtschaft in Bezug auf die von uns besuchten Betriebe von einer ganz anderen, sehr spannenden Seite kennenlernen“, so Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld.