Gut zu wissen!
„Sommerblumen“- oder „Wildblumen“-Mischungen aus dem Bau- und Gartenmarkt enthalten oft Saatgut von Pflanzen, mit denen Wildbienen im Gegensatz zu Honigbienen leider nichts anfangen können. Will man gezielt Wildbienen fördern sollte man Pflanzen säen, die gezielt ganz bestimmten Arten helfen können.
In Deutschland sind über 560 Wildbienenarten bekannt; dabei gibt es häufige, weit verbreitete Arten ebenso, wie solche, die nur an einem Ort oder in geringer Stückzahl auftreten. Wildbienen sind in der Regel Spezialisten, d.h. auf wenige (Futter) Pflanzenarten beschränkt, während Honigbienen Generalisten sind. Sie sind intensive Blütenbesucher und deshalb als Bestäuber unverzichtbar. Deshalb sollte man sie unterstützen und ihnen in den Gärten, aber auch in der freien Natur Lebensräume anbieten. Dies macht man am besten durch die Bereitstellung von offenen Erdhügeln oder Bodenflächen (kein fetter Lehm oder Ton!), Altholzbeständen, Hohlräumen in Mauern und Wänden. Die im Handel erhältlichen Nisthilfen sind mit Vorsicht zu genießen, da sie oft so angefertigt wurden, dass sie die Brut eher schädigen statt ihr zu nutzen.
Homepage von Paul Westrich zum Thema Wildbienen
Gartenakademie Rheinland-Pfalz
Pollichia
Naturschutzbund Deutschland
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Wer Wildbienen in seinem Garten Nahrung bieten möchte, sollte sich nicht auf Wildblumensaaten verlassen, die zumeist nur eine beschränkte Lebensdauer haben. Man sollte vielmehr langfristig denken und seine Beete eher „nach alter Väter Sitte“ bestücken. Gerade die Pflanzen, die uns noch aus den alten Haus oder Bauerngärten bekannt sind, bieten den Wildbienen Nahrung, da sie sich oftmals auf einzelne Pflanzen spezialisiert haben. Im Frühjahr sollten dem entsprechend Zwiebelgewächse wie Traubenhyazinthen, Wildtulpen, Blausternchen oder Krokus und Schneeglöckchen im Garten vorhanden sein. Im Sommer sind Wildstauden wie Glockenblume, Woll-Ziest, Lungenkraut, Beinwell, Fetthenne, Malven, Schafgare, Rainfarn, Blaukissen, Steinkraut oder Flockenblume die richtigen Futterpflanzen. Für Dachbegrünungen und Steingärten sind z.B. scharfer Mauerpfeffer, Dachwurz, Steinkraut oder Färberkamille die richtige Wahl. Die Liste der Arten ließe sich noch fortsetzen…
Und übrigens…
Viele der oft und gerne verwandten Balkonpflanzen, die die Kästen an unseren Wohnhäusern schmücken, sind für Wildbienen und fast alle anderen heimischen Insekten völlig uninteressant. Aber es ist recht einfach, Stauden oder einjährige Kräuter auch in Balkonkästen zu kultivieren. Glockenblumen, Fetthenne, Mauerpfeffer, Strohblumen, Thymian, Blaukissen oder Kugellauch können hier ebenso ihren Platz finden wie Reseda-Sorten, Ziest, Natternkopf, Salbei oder Platterbsen.
Im Garten bieten auch Kräuter und Gemüsepflanzen Futter für Wildbienen, z.B. Garten-Salbei, Ysop, Thymian oder Bohnenkraut bzw. Rosenkohl, Grünkohl, Küchenzwiebeln oder Lauch. Dies bedeutet, dass man solche Pflanzen ruhig einmal „schießen“ lassen kann – ihre Blüten sehen nicht nur schön aus, sondern haben durchaus auch Nutzen.
Blütengehölze wie Weiden, Ahorn, Süss- und Zierkirsche, Zwetschge und Schlehe z.B. werden von Wildbienenarten als Pollen oder Nektarquelle genutzt. Die beliebte Forsythie jedoch ist trotz ihrer vielen Blüten für (Wild-)Bienen quasi wertlos. Auch Nadelgehölze bieten Wildbienen keine Nahrung.
Frage & Antwort
Wo kann ich mehr über Wildbienen erfahren?
2019 hat das Deutsche Bienenjournal ein Sonderheft „Wildbienen“ herausgegeben. Es ist über den Buchhandel erhältlich. ISBN 978-398 207 6089
Weiterhin hat der Biologe Dr. Paul Westrich gut verständliche und reich bebilderte Bücher geschrieben, die umfassend über viele Wildbienenarten und ihr Leben informieren,
zum Beispiel "Wildbienen: Die anderen Bienen", ISBN: 978-3899371369
Auch seine Homepage ist sehr informativ: https://www.wildbienen.info/
Bitte beachten:
Das für eine Nisthilfe bereit gestellte Hartholz sollte ausreichend trocken sein, so dass keine weiteren Risse mehr entstehen, durch die z.B. Parasiten eindringen könnten. Bohrungen sollten im Längsholz gebohrt werden, nicht in das Hirnholz . Auf saubere Bohrungen ist zu achten, da abstehende Fasern die Flügel der schlüpfenden Bienen beschädigen können.
Wildbienenstände sollen stets nach Südosten bis Südwesten orientiert werden, damit wenigstens die unmittelbare Umgebung ein paar Stunden am Tag von der Sonne beschienen wird. Der als Futter für die Larven eingelagerte Pollen sollte nicht feucht werden, da er leicht verpilzt und dann nicht mehr als Futter dienen kann. Nisthilfen sollten nicht im Blätterwerk von Bäumen aufgehängt werden, da sich an einem solchen Standort auch oft die Feuchtigkeit hält.