Praktisch: Photovoltaikanlage auf dem Schuppendach
Energieberatung der Verbraucherzentrale in der Kreisverwaltung
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Energieberatung der Verbraucherzentrale
Klimabündnis Dürkheim
Infos zur Solarberatung der Stadt Bad Dürkheim
Solarkataster des Landes Rheinland-Pfalz
Beispiel: Berechnung zur Rendite von Photovoltaikanlagen
Falls Sie jemanden kennen, der sich im Alltag aktiv für den Klimaschutz einsetzt und tolle Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt hat, melden Sie sich gerne bei der Klimaschutzmanagerin des Landkreises.
Kontakt: Natalia Koch
Wertschätzung für das Leben
Wir fürs Klima (1): Matthias Erstling aus Bad Dürkheim
Zum Treffen in seinem Wohnhaus in Grethen kommt Matthias Erstling aus der Dürkheimer Innenstadt mit dem Fahrrad. „Ich hatte einen Termin, es ist nah und ich kann mit dem Rad gut parken“, sagt er. Als Alternative steht noch ein Elektro-Auto vor der Tür, dennoch ist ihm die Entscheidung nicht schwer gefallen – obwohl November ist. Direkt fällt auf: Es sind grundsätzliche Fragen, die den 57-Jährigen antreiben. Seine Lebenseinstellung leitet ihn. „Ich setze mich ständig damit auseinander, wie ich leben will. Was tut unserer Erde gut?“ Klimaschutz sei nur ein Teilbereich dieses Lebens. Erstling weiß aber auch: „Der Versuch, nachhaltig zu leben, ist immer mit Kompromissen verbunden.“ Ihr Haus haben Matthias und Claudia Erstling mit ökologischen Materialien, unter anderem Lehmputz, renoviert. In den Urlaub geht es demnächst wieder mit dem Zug. Gemüse wird bio und regional gekauft. Ein Wunsch wäre, sich irgendwann möglichst selbst aus dem Garten ernähren zu können, hierfür wandelt er gerade die Erde mit Mikroorganismen um. „Aber ich möchte auch mal Oliven oder Orangen essen und die sind dann natürlich nicht regional.“ Seine Ernährung ist vegetarisch, „fast vegan“, sagt er. „Wie lebe ich, dass ich anderen Lebewesen so wenig wie möglich schade?“ Diese Frage treibe ihn an. Die Umstellung sei ein Prozess und eben mit Kompromissen verbunden, denn auf die Oliven möchte er dann doch nicht verzichten.
„Wir leben mit Milliarden anderer Lebewesen auf dieser Welt. Ich möchte so leben, dass ich das Leben der anderen achte“, fasst er seine Haltung der Welt gegenüber zusammen. Für Erstling bedeutet das Respekt. „Darauf können sich in der Regel alle Menschen einigen. Wir wollen mit Respekt behandelt werden. Mir liegt das Wohl aller anderen Wesen am Herzen.“ Erstling hat gemerkt, ihm geht es persönlich besser, wenn er seine Wertschätzung zu anderen Lebewesen lebt. Er ist davon überzeugt, dass es jedem Menschen im Grunde so gehe und niemand anderen schaden möchte. „Das Leid der anderen tut uns weh. Es tut uns als Menschen nicht gut, wenn wir so handeln.“ Wenn wir auf dieser Erde dauerhaft leben wollten, so Erstling, dann müssten wir die Ressourcen achten. „Das ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Denn es ist mit Verzicht verbunden. Aber für mich persönlich ist der Respekt wichtiger als der Verzicht.“ Trotzdem sei es manchmal schwierig, er versuche es eben so gut wie möglich. Für Erstling und seine Frau bedeutet dieser Respekt der Welt gegenüber auch einfach: „Weniger machen.“ Ein einfacher, reduzierter Lebensstil. Wenig konsumieren, Dinge lange benutzen und nach Möglichkeit reparieren. „Die ganze Freizeit- und Eventbranche geht an uns vorbei.“ Insgesamt könnten sie aber auch nur kleine Schwerpunkte setzen.
Einer davon ist eine neue Solaranlage auf den Dächern von Haus und Schuppen. Und das, obwohl Grethen nicht der sonnigste Platz im Landkreis ist. „Klar rentiert es sich weniger als in der Trift“, gibt er zu. „Aber eine Solaranlage lohnt sich immer, sogar auf der Nordseite.“ In seiner Straße seien dieses Jahr mehrere installiert worden. Und selbst an dunklen Tagen, wenn die Sonne nicht richtig über den Berg kommt, sei zumindest der Verbrauch durch die Anlage gedeckt, sagt Erstling. Wenn er dann aber noch das E-Auto laden möchte, reiche es an diesen Tagen nicht. „Wir müssen weg von Kohle und Gas. Also müssen so viele Leute wie es geht umstellen.“ Ideell lohne sich die Solaranlage daher in jedem Fall. „Ob es sich finanziell gerechnet hat, weiß ich in drei Jahren.“ Natürlich habe nicht jeder die Möglichkeit, selbst Solar zu installieren. Umso wichtiger sei es, dass es die tun, die es können.
Handelt aus Respekt vorm Leben: Matthias Erstling vom Klimabündnis.
Ein anderer Schwerpunkt ist Erstlings Engagement im Klimabündnis Bad Dürkheim. Dieses wurde vor rund drei Jahren im Umfeld der „Fridays for Future“-Bewegung gegründet. Erstling war von Anfang an dabei, mittlerweile sind rund 15 Leute aktiv. Er schätze diesen handelnden Kreis unterschiedlicher Menschen. „Wir fanden das Engagement von Dürkheimer Schülerinnen und Schülern toll. Und Klimaschutz ist nicht nur ein Thema der Jungen, sondern von uns allen.“ Im Klimabündnis gibt es verschiedene Aktionskreise, etwa zum Thema Energiewende, Mobilität oder nachhaltige Landwirtschaft. Ein Kreis beschäftigt sich mit dem Naturschutzgebiet Am Schlamberg, wo alte Steinmauern wieder freigelegt werden sollen. Ein anderer befasst sich mit Ideen, um mehr Bäume, Büsche und Pflanzen in die Stadt zu bringen. Im Vernetzungskreis fließen die Ideen zusammen. Gemeinsam mit der Stadt Bad Dürkheim und deren Klimaschutzmanagement werden Vorträge zu verschiedenen Themen organisiert. Das Klimabündnis unterstützt die Stadt bei der Bürgersolarberatung. „Künftig könnten wir uns noch etwas zum Thema Wohnraum, Bauen, Umbauen vorstellen“, sagt Erstling. Es sei viel zu tun, aber er mache das „total gerne“. Er kümmert sich um die Homepage und Info-Mails an alle. „Bei mir laufen daher oft die Informationen zusammen.“ Außerdem sitzt er für die Stadt im Klimabeirat. Als dort ein Platz frei wurde, sei die Stadt auf das Klimabündnis zugekommen. Erstling schätzt die Zusammenarbeit mit Bad Dürkheim. „Immer nur Demos bringen nicht weiter. Kooperation bringt mehr. Und die Stadt ist für unsere Themen offen“, freut sich Erstling. Er wisse, dass Verwaltungen anders ticken und es in der Politik oft zäher zugehe als sich die Aktiven im Klimabündnis wünschen würden. „Das ist normal. Unsere Aufgabe ist es, die Politik dazu zu bewegen, Klimaschutz und Artenvielfalt immer mitzudenken und die Themen an die Bürger und Stadträte zu streuen. Wir wollen nicht diejenigen sein, die immer motzen. Aber klar wirken wir auf manche radikal, wenn wir jedes Mal sagen: ‚Da wäre noch…‘“. Manch einer sage ihm auch, er ginge zu weit. Er könne verstehen, wenn das so gesehen werde. Aber: „Ich brenne für die Sache. Wir müssen unser Leben verändern. Es geht nicht anders.“
Autorin: Sina Müller
Das Original-Bericht können Sie im DÜW-Journal Ausgabe 6 - 2023 auf der Seite 14 finden.